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Weltmesstag am 20. Mai 2023!

Lieber Gast,

wie haben Sie gestern am Donnerstag den gesetzlichen Feiertag (Christi Himmelfahrt) verbracht? Vielleicht waren Sie als Vater unterwegs mit anderen Vätern (denn es war ja auch Vatertag), haben die Sonne in der Natur, auf dem Balkon, der Terasse oder im Garten genossen.

Vielleicht haben Sie auch gearbeitet wie ich, weil Ihr Beruf dies erforderte, oder Sie sich als Unternehmer dazu entschieden haben, und eine interessante Aufgabe wartete (wie das Schreiben eines Blogartikels zum Weltmesstag).

Wie auch immer, jeder merkt es, wenn durch einen gesetzlichen Feiertag es ruhiger im Straßen zugeht, Busse und Bahnen weniger fahren und die Geschäfte geschlossen sind. Doch es gibt ja nicht nur gesetzliche Feiertage, die es wert sind, gefeiert zu werden.

Für viele Anlässe und Ereignisse finden sich Daten, an den wir uns aus bestimmten Gründen erinnern sollen, müssen oder können, doch wo uns nicht das Feiertagsgesetz darauf hinweist (z.B. Muttertag, Valentinstag, Tag der …).

Und im Gegensatz zu den gesetzlichen Feiertagen steht es jedem frei, diese von freien Feiertage zu begehen oder eben nicht.

Leider erst vor einigen Monaten – ich weiß nicht, wie mir dies so lange entgehen konnte – entdeckte ich einen Tag, der für etwas steht, was eigentlich alle feiern sollten. Denn jeder nutzt, das was folgte und durch das Ereignis, was sich an jenem Tag im Mai 1875 in Paris zutrug, entstand, so muss man es ohne falschen Pathos sagen, unsere moderne Gesellschaft.

»I believe in evidence. I believe in observation, measurement, and reasoning, confirmed by independent observers. I’ll believe anything, no matter how wild and ridiculous, if there is evidence for it. The wilder and more ridiculous something is, however, the firmer and more solid the evidence will have to be.«

Isaac Asimov

Wovon rede ich eigentlich?

Nun, der Titel dieses Blogbeitrags verrät es Ihnen doch schon: Am 20. Mai feiern wir jedes Jahr den Tag des Messens, auch Weltmesstag genannt. Und es gibt auch ein Fachgebiet, dass sich mit dem Messen beschäftigt und ähnlich klingt, wie die Wetterkunde, doch viel grundlegender ist als diese: Nämlich die Metrologie, die Wissenschaft vom Messen. So heißt der Tag, den wir am 20. Mai zelebrieren auch auf englisch World Metrology Day.

Dieser Weltmesstag steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. Dieses Jahr ist es: Measurements supporting the
global food system. Warum dieser Fokus?

»This theme was chosen because of the increasing challenges of climate change, and global distribution of food in a world whose population reached 8 billion at the end of 2022.«

Quelle: https://www.worldmetrologyday.org

Bild: Poster zum Weltmesstag 2023. Quelle: https://www.worldmetrologyday.org/

Die Veranstalter widmen also den wachsenden Herausforderungen des Klimawandels und der damit verbundenen globalen Verteilung von Lebensmitteln in einer Welt mit 8 Milliarden Menschen diesen Tag.

Letztes Jahr war der Slogan »Metrology in the Digital Era« (etwa: Messen im digitalem Zeitalter), was mich beruflich natürlich noch mehr anspricht. Die Begründung für diese Wahl war:

»This theme was chosen because digital technology is revolutionizing our community, and is one of the most exciting trends in society today.

Indeed more widely metrology, the science of measurement, plays a central role in scientific discovery and innovation, industrial manufacturing and international trade, in improving the quality of life and in protecting the global environment.«

Quelle: https://2022.worldmetrologyday.org

Bild: Poster des Weltmesstags 2022. Quelle: https://2022.worldmetrologyday.org

Die Vielfalt des Messens und seiner Anwendungfelder zeigt sich auch schön in diesen Motti, die es seit 2004 gib, wie: Messen im Sport, im Gesundheitswesen, in der Umwelt, im Handel, in Wissenschaft und Technik, in der Chemie, für die Sicherheit, im Alltag, in der Energie, Messen und Licht, im Transportwesen.

Die Meterkonvention

Nun wissen schon mehr, über den Welttag des Messens, doch habe ich bis hierhin geschickt den Grund und das Ereignis umgangen, warum es nun ausgerechent der 20. Mai ist – und das, was als konstituerendes Datum für diesen Feiertag am 20. Mai 1875 in Paris passierte, einige Jahre nach der Vereinigung Deutschlands in den Zeiten von Bismarck und der englischen Queen Victoria.

Sicher haben es manche schon erraten oder wissen es, als jemand, der das Messen von genauso fundamentaler Bedeutung findet, wie ich.

An diesem 20. Mai 1875 unterzeichneten Vertreter von 17 Ländern in Paris die so genannte Meterkonvention: Dieser internationale Vertrag war hatte das Ziel, in den Unterzeichnerstaaten die internationale Einigung und die Vervollkommung des metrischen Systems zu sichern, wie es im Protokoll der 7. Generalkonferenz für Maß und Gewicht heißt.

»World Metrology Day is an annual celebration of the signature of the Metre Convention on 20 May 1875 by representatives of seventeen nations. The Convention set the framework for global collaboration in the science of measurement and in its industrial, commercial and societal applications. The original aim of the Metre Convention – the world-wide uniformity of measurement – remains as important today as it was in 1875.«

Quelle: https://2022.worldmetrologyday.org/

Vereinbart wurden auch die Errichtung internationaler und nationaler Institutionen zur Umsetzung dieser Ziele sowie die Herstellung von Normalen: Dem berühmten Urmeter und Urkilogramm. Wobei es sich 1875 um die Übernahme der Maße des Urmeters handelte, denn in Frankreich war das Meter als Längenmaß seit 1793 gesetzlich eingeführt! siehe hierzu Hoppe-Blank, 1975 oder bitte nach einer ARTE-Dokumentation im Internet suchen.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Meterkonvention

Zu den 17 Gründungsstaaten von 1875 gehören: Argentinien, Brasilien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Peru, Portugal, Russland, Schweden und Norwegen, Schweiz, Spanien, Türkei, Venezuela, Vereinigten Staaten von Amerika.

1975, hundert Jahre später, gab es 44 Mitgliedsstaaten, und heute, 2023, sind es 64 Länder und 36 assoziierte Nationen und ökonomische Gebiete. [Quelle: https://www.bipm.org/en/member-states]

Einen lesenwerten Bericht zur Enstehung und Entwicklung der Meterkonvention nach 100 Jahren verfasste Johannes Hoppe-Blank (1975), aus dessen Werk auch die folgende Abbildung stammt:

Quelle: Hoppe-Blank (1975, Bild 7)

Zwei Buchtipps

Kurz vor Schluss noch zwei Buchtipps, ein Sachbuch und ein Roman:

1. Andrew Robinson hat tolles Buch zur Geschichte des Messens unter dem Titel »Das Abenteuer der Vermessung: Vom Urmeter bis zum IQ« geschrieben. Mit zahlreichen Bildern, die zeigen, was aus dem Denken und den Händen von uns Menschen entstanden ist, sei unsere Vorfahren durch die Wälder Europas und die Savannen Afrikas streifenten.

Bild: Cover des Buches von Andrew Robinson (2007). Quelle: Verlag.

2. Vor mehr als zehn Jahren las ich den Roman »Die Vermessung der Welt« von Daniel Kehlmann, der laut Wikipedia mit rund 2,4 Millionen verkauften Büchern zu einem der größten Erfolge der deutschen Nachkriegsliteratur wurde – Zu recht! Denn mit der phantasievollen und witzigen Geschichte um Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt erfährt der Leser jeden Geschlechts auch etwas über den Beginn der Wissenschaft in Deutschland.

Fazit

Wir alle messen jeden Tag bzw. lassen messen – und das sehr häufig. Sei es nur, wenn wir auf die Uhr schauen, unseren Körper wiegen oder Autofahren. Messen, Messgeräte, Daten und deren Speicherung, Auswertung und Anzeige der Ergebnisse sind so allgegenwärtig, dass viele von uns es gar nicht mehr merken. Gut so! Denn Technologie soll unser Leben ja erleichtern und verbessern.

Doch selten denken wir darüber nach, wie lange es eigentlich gedauert hat, bis wir Messen in der Natur als Wege zum Fortschritt sahen, Messgeräte uns ausdachten und herstellten, diese zur Beobachtung nutzten, mühsam manchmal über Jahre Daten sammelten, diese dann mittels einer Theorie und eines Modells interpretierten.

Und wo wir sehr oft falsche und manchmal richtig Schlüsse zogen und daraus technologische Innovationen kreierten, die wie die Dampfmaschine, die Elektrizitität, der Automobilmotor, der Computer und die Künstliche Intelligenz unser Leben, unseren Wohlstand und unsere Gesundheit verbessern, sichern und fördern.

Vielleicht denken Sie am 20. Mai einmal darüber nach, was Sie an diesem Tage alles messen bzw. messen lassen – Und ob sie ohne Messung überhaupt leben könnten. Ich glaube nicht!

Daher feiern wir diesen Tag und die Menschen, die früher und im Mittelalter noch unter Lebensgefahr und Verleugnung der eigenen Erkenntnisse (siehe Galileo Galilei) oder unter erheblichen Anfeindungen der Mehrheit der Gesellschaft (siehe Charles Darwin, der erst als alter Mann seine Forschungsergebnisse zur Evolution veröffentlichte) durch ihre Arbeit zum Fortschritt aller Menschen beitrugen.

Oder die dies taten, in dem Sie einer Sache ihr ganzes Leben widmeten, die ihrer Gesundheit durch Überarbeitung oder gefährliche Stoffe ruinierten, die wieder und wieder anfiegen nach vielen Fehlern und scheitern, und deren Beziehungen an dieser Arbeit zerbrachen.

Wir sind Zwerge auf den Schultern von Riesen, wie es in einem alten Gleichnis heißt (und Google hatte es lange Zeit als Motto seiner Suchmaschine). So ist es!

Was nürlich nicht ausschließt, dass wir auch manchmal nicht mehr gültige Annahmen und Theorien dank neuer Ideen, Messgeräten und Messungen verwerfen müssen, auch wenn diese von Aristoteles, Newton, Einstein oder einem anderen Experten stammen (Einsteins Aussage “Gott würfelt nicht” veranschaulicht seine zeitlebende Ablehnung der Quantenmechanik).

Hal Abelson vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) meinte deshalb auch: »If I have not seen as far as others, it is because there were giants standing on my shoulders.« (Quelle: Wikipedia)

Doch auch wir können mit unserer Arbeit unseren Teil dazu beitragen, natürlich nicht nur im Bereich der Forschung und des Messens, um das Leben vieler Menschen zu verbessern.

Machen Sie mit? Dann denken Sei nach, wie wichtig Ihnen das Messen am 20. Mai ist – Und welcher Mensch Sie hierzu besonders beeinflusst hat. Danken Sie ihm!

Herzliche Grüße, Stefan Klemens


Quellen und Literaturtipps

Hoppe-Blank, J. (1975). Vom metrischen System zum internationalen Einheitensystem – 100 Jahre Meterkonvention. Braunschweig und Berlin: Physikalisch-Technische Bundesanstalt.
https://oar.ptb.de/files/download/110.20150519H.pdf

Kehlmann, D. (2008). Die Vermessung der Welt. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. [Buch beim Verlag]

Klemens, S. (2007). “Soft-Skills kann man nicht messen.” Sagen die, die keine Ahnung haben! Düsseldorf: STEFAN KLEMENS Wirschaftspsychologischer Beratung. [PDF auf Anfrage]

Robinson, A. (2007). Das Abenteuer der Vermessung: Vom Urmeter bis zum IQ. Hamburg: National Geographic Deutschland. [Buch bei Amazon]

Titelfoto: National Cancer Institute (USA), Unsplash

Stichworte und Links

Bureau International des Poids et Mesures (BIPM, deutsch: Internationales Büro
https://www.bipm.org

Daten
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/daten
https://de.wikipedia.org/wiki/Daten

DIN 33430
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/din-33430
https://de.wikipedia.org/wiki/DIN_33430

Dokumentenanalyse
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/dokumentenanalyse

Fragebogen (Psychologie)
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/fragebogen

Internationales Einheitensystem
https://de.wikipedia.org/wiki/Internationales_Einheitensystem

Interview (Psychologie)
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/interview

Messgerät, Liste von
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Messger%C3%A4ten

Messung
https://de.wikipedia.org/wiki/Messung

Messtechnik
https://de.wikipedia.org/wiki/Messtechnik

Messtheorie
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/messtheorie
https://de.wikipedia.org/wiki/Messtheorie

Meterkonvention
https://de.wikipedia.org/wiki/Meterkonvention

Metrologie
https://de.wikipedia.org/wiki/Metrologie
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Metrologie

Operationalisierung (Messbarmachung)
https://de.wikipedia.org/wiki/Operationalisierung
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/operationalisierung

Psychologische Diagnostik
https://dorsch.hogrefe.com/gebiet/psychologische-diagnostik
https://de.wikipedia.org/wiki/Psychologische_Diagnostik

Psychologischer Test
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/test
https://de.wikipedia.org/wiki/Psychologischer_Test

Psychometrie
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/psychometrie
https://de.wikipedia.org/wiki/Psychometrie

Psychophysiologie
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/psychophysiologie
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/psychophysiologische-methodik
https://de.wikipedia.org/wiki/Psychophysiologie

Reaktivität
https://de.wikipedia.org/wiki/Reaktivit%C3%A4t_(Sozialwissenschaften)

Verhaltensbeobachtung
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/beobachtung

Weltmetrologietag (World Metrology Day – Tag des Messens)
https://www.worldmetrologyday.org
https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_des_Messens

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Veranstaltung

Darth Vader beim AI and Data Summit 2023?

Lieber Gast,

bist du vom 26. bis 29. Juni 2023 in San Francisco? Dann schaue doch beim Data and AI Summit 2023 by Databricks vorbei. Denn dort gibt es ein tolles Programm mit vielen herausragenden “Speakern”:

Bekannte Menschen wie Microsoft CEO Satya Nadella und Eric Schmidt (früher CEO von Google) sowie viele “Top experts, researchers and open source contributors from Databricks and across the data and AI community”.

Und wie ich gestern beim Durchsehen der Sprecherliste erstaunt und interessiert sah, ja, auch Darth Vader in seiner Funktion als Sith Lord at The Galactic Empire! (siehe Screenshot).

Doch heute ist der schwarze Lord aus Star Wars von der Rednerseite verschwunden! Wäre sein Beitrag zur Künstlichen Intelligenz für uns Menschen doch zu schwierig? Hatte er einfach keine Lust mehr auf die Erde? Muss er zu einem dringenden Einsatz gegen die Rebellen? War es doch nur ein Scherz der Databricksleute, der nun auf Geheiß der Führung vom Netz genommen werden sollte? Vielleicht wird die KI-Erweckung des galaktischen Fürsten mit Animation seiner baritonen Stimme und eines KI-gestützten Videos seines Vortrages nicht mehr rechtzeitig fertig? (Was ich gar nicht glauben mag, denn Salvatore Dalí lebt ja noch, wie uns das Museum in St. Petersburg, Florida, zeigte). Oder soll die Überraschung doch nicht platzen, und Darth erscheint uns Ende Juni doch noch in San Francisco?

Fragen über Fragen! Doch Spaß beiseite: Wir haben ja noch einige andere interessante Redner, Sessions, Workshops, Rahmenprogramm, Parties vor Ort beim Data and AI Summit 2023.

Und wer nicht vor Ort sein kann oder will, der kann – natüüürlich – auch virtuell dabei sein. Ok, auf persönliche Begegnungen, einen Gang über die Golden Gate und den After Work Drink muss dann verzichtet werden. Doch wenn es um die Infos aus dem Tal der Silizium-Könige geht, dann ist das besser, als eine Meldung in den Nachrichten oder ein Bericht im Handelsblatt darüber (wobei ich die Tech- und KI-Artikel der Finanz- und Wirtschaftszeitung aus Düsseldorf ausdrücklich lobe!).

Virtual Experience: The free virtual experience includes livestreamed keynotes and unlimited access to on-demand sessions following the event.”

So, hier noch der Link zur diesjährigen Konferenz unter dem Motto “Generation AI” und laut Veranstalter das “premier event for the global data community to learn about LLMs, lakehouse, and all the latest innovations in data and AI.”

https://www.databricks.com/dataaisummit/

Und wer weiß, vielleicht treffe ich doch noch Darth auf einen Absacker abends an der Bar um ihn zu fragen, warum die Raumschiffe in Star Wars nicht nach den physikalischen Gesetzen im Weltall fliegen (ok, ist es überhaupt unser Universum? Denn in einem Paralleluniversum gilt vielleicht eine andere Physik).

Herzliche Grüße, Stefan Klemens

Screenshot: Stefan Klemens (16.05.2023)

PS: Mehr zum Unternehmen Databricks, welches von den Entwicklern des Open Source Dataframe Apache Spark gegründet wurde, und seines Angebots “Data Lakehouse” unter dessem englischem Wikipedia-Eintrag.

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Buch

Künstliche Intelligenz für Dummies?

Lieber Gast,

Künstliche Intelligenz für Dummies? Als ich 2020 nach Fachbüchern zu Data Science, Machine Learning und Deep Learning recherchierte, fiel mir ein Buch u.a. besonders auf:

Das Werk aus der Tastatur von Ralf Otte. Es bot fundiertes Wissen aus der Informatik (ja, und auch Mathematik! :-)) zur Künstlichen Intelligenz und bezog auch psychologische und neurobiologische Erkenntnisse mit ein. Und der Autor – ein sowohl wissenschaftlich als auch industrieerfahrener Experte zum Thema – lockert sein Buch auf mit persönlichen Erfahrungen und bezieht Stellung dort, wo andere auf der Sachebene bleiben.

Warum schreibe ich in der Vergangenheit? Nun, im April ist die 2. Auflage seines Buches erschienen, und angesichts des Massenphänomens KI seit Jahresbeginn sind fundierte Einführungsbücher nötiger denn je, die auch noch unterhaltsam sind und viele praktische Tipps enthalten. (Wobei dies ja der Anspruch der Dummies-Reihe ist).

Otte, R. (2023). Künstliche Intelligenz für Dummies (2. Auflage). Weinheim: Wiley-VCH. 26 Euro (Softcover), 512 Seiten.

Das Buch hat Ralf Otte angesichts der starken Veränderungen der KI seit der ersten Auflage vor vier Jahren überarbeitet und um neue Inhalte erweitert. Da das Buch jedoch, wie einige Leserstimmen meinen, doch nicht so einfach sei – gibt es vom Autor noch eine Kurzfassung für Laien aus dem Jahr 2021 (Allgemeinbildung Künstliche Intelligenz) sowie sein Sachbuch “Maschinenbewusstsein: Die neue Stufe der KI – wie weit wollen wir gehen?”.

Mehr Sach- und Fachbücher zu Künstlicher Intelligenz und Data Science gibt es bald in meiner “Ultimativen Leseliste“, die ich jedem interessierten gerne zusende (Vernetzen auf LinkedIn = Info). Oder Lust auf einen Austausch? Dann ein Videotelefonat vereinbaren.

Und noch etwas in eigener Sache: Da ich einige Anmerkungen zur 1. Auflage des Buches von Ralf Otte hatte, dankt der Autor mir und anderen Lesern im neuen Buch dafür. Schön, ein solches Feedback zu bekommen.

Viel Erfolg bei Ihrem KI-, Data Science oder People Analytics Projekt!

Herzliche Grüße, Stefan Klemens

Cover: Wiley-VCH

PS 1: Weitere Informationen zu diesem Buch inkl. Inhaltsverzeichnis, Probekapitel und Stichworverzeichnis als PDF gibt es auf der Verlagsseite unter https://www.wiley-vch.de/de?option=com_eshop&view=product&isbn=9783527720996&title=K%C3%BCnstliche%20Intelligenz%20f%C3%BCr%20Dummies

PS 2: Ein Interview aus 2022 mit Ralf Otte anlässlich der Publikation seines Buches “Maschinenbewusstsein” haben der Deutschlandfunk sowohl der publizierende Verlag Campus geführt:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/ralf-otte-kuenstliche-intelligenz-maschinenbewusstsein-100.html

https://www.campus.de/news/aus-mathematik-heraus-entsteht-niemals-bewusstsein-ralf-otte-1322.html

PS 3: Ein Podcast mit Ralf Otte von Anfang 2023 (Februar) findet sich auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=TxGF4rvkpZ4

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Kienbaum People Convention 2023: Kompetenzen

Lieber Gast,

um 9 Uhr startete heute online die renommierte Kienbaum People Convention. Gerade endete der Eröffnungsvortrag von Walter Jochmann, Managing Director & Partner des HR-Beratungsunternehmens aus Köln. Nun sehen wir Erika Rasch von Bosch, Senior Vice President HR People and Culture und gleich Markus Fink in ähnlicher Funktion bei Infineon Technologies.

Walter Jochmann zeigte viele interessante Ergebnisse und Graphiken zu “The Future of People Management ist about Value Management”. Eine davon habe ich als Screenshot oben eingefügt: Dort sehen wir auf der rechten Hälfte die “Kompetenzen der HR-Belegschaft”.

Und hier finde ich die von mir gelb elliptisch umrandeten Zahlen besonders interessant: Demnach ist die Kompetenz der HR-Belegschaft im Bereich “People Analytics & AI” mit 72 Prozent schwach ausgeprägt – doch positiv: Bei 26 Prozent profund und bei 2 Prozent exzellent.

Besser sind die Kompetenzen bei den HR-Mitarbeitern im Feld “IT/Digitalkompetenz“: Hier finden wir nur 39 Prozent schwache Ausprägungen, doch 56 Prozent profunde und sogar 25 Prozent exzellente Werte.

Fazit: Im Bereich People Analytics und Künstlicher Intelligenz ist laut den Zahlen von Kienbaum noch deutlich Luft nach oben in der Kompetenzentwicklung der Mitarbeiter innerhalb des Bereichs People & Culture. Und auch die IT- bzw. digitalen Kompetenzen können noch entwickelt werden.

Was natürlich bei beiden Bereichen auch davon abhängt, was man wirklich anstrebt: Wie viele der HR-Mitarbeitern sollen People Analytics, AI und digitale Kompetenzen eigentlich aufweisen? Und wie tief?

Herzliche Grüße, Stefan Klemens

PS: Lust auf Austausch zu People Analytics und Künstlicher Intelligenz im Human Resource Management? Dann vernetzen mit mir auf LinkedIn oder auch virtuell bei einem Kaffee treffen.

Screenshot inkl. gelbe Hervorhebung: Stefan Klemens
Quelle: https://www.kienbaum-live.de/people-convention-2023/

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Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz als Schaf?!

Lieber Gast,

ChatGPT – oder doch Dolly 2.0? Die Evolution der Large Language Models (LLMs) hat durch den kommerziellen Anbieter und Microsoft-Partner OpenAI über Tagesschau, Spiegel & Co. auch den letzten Smartphone-Verweigerer erreicht, doch sie endet natürlich nicht dort!

Was die Open Source Alternative Dolly 2.0 von Databricks damit zu tun hat, und welche Folgen die LLMs für den Software- und Arbeitsmarkt im Bereich Data & Analytics haben, beschreibt Alexander Seelinger von BARC in seinem Artikel vom 28. April 2023 sehr schön:

https://barc.com/de/chatgpt-auswirkungen-auf-data-analytics/

Lust auf Austausch und Infos zu Künstlicher Intelligenz im Human Resource Management, Data Science und People Analytics? Dann vernetzen unter LinkedIn!

Herzliche Grüße, Stefan Klemens

PS 1: Direkt zum Dolly 2.0 Artikel bei Heise geht es hier:
https://lnkd.in/e6RywCyb

PS 2: Sie haben richtig vermutet! Der Name Dolly des LLM von Databricks hat etwas mit dem bekannten Klonschaft zu tun – daher auch das Bild. 😉

PS 3: Hier geht es zum Dolly-Blogbeitrag von Databricks: https://www.databricks.com/blog/2023/04/12/dolly-first-open-commercially-viable-instruction-tuned-llm

Foto: julie aagaard, Pexels

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Künstliche Intelligenz

Forschung aus Düsseldorf: KI im Personalbereich

Lieber Gast,

mit Freude las ich am 01. Mai 2023 einen Artikel in der Rheinischen Post mit dem Titel »Wenn Algorithmen über Jobs entscheiden«.

Der Beitrag aus der Serie »Forschung in Düsseldorf« im Teil C4 der Zeitung greift ein heiß diskutiertes Thema im Human Resources Management auf: Nämlich die Frage, in wie weit Künstliche Intelligenz, besser: Data Science, und Rechenregeln (Algorithmen), die Auswahl von Mitarbeitern unterstützen sollen – und was Bewerber davon halten.

Denn wie viele Fachleute und Praktiker betonen, soll die Entscheidung über die Einstellung oder Entwicklung einer Person (Mitarbeiter sind kein Personal! Personal gab es im Kaiserreich, wie Oswald Neuberger so schön schreibt) in den Händen von Menschen bleiben: Der verantwortlichen Führungskräfte und der HR-Manager. Und genau dies fordert auch die DIN 33430 zu berufsbezogenen Eignungsbeurteilungen.

Doch das KI Entscheidungen treffen sollen, suggeriert der Artikel von Ute Rasch im Untertitel, wenn sie schreibt: »Wie fühlen sich Menschen, wenn Künstliche Intelligenz Personalentscheidungen trifft?«. Zwischen der Beurteilung der Eignung und der Entscheidung liegt jedoch ein Unterschied – wie es dann auch etwas besser im Artikel und der dort zitieren Forschungsarbeit von Alina Köchling heißt bzw. es u.a. untersucht wurde.

Artikel von Ute Rasch in der Rheinischen Post vom 01.05.2023, Foto: Stefan Klemens (Hinweis: nicht lesbare Auflösung)

Es geht also um im Artikel und der dort beschriebenen Forschung um Frage, wie der Mensch sich fühlt, wenn dessen Eignung in Bezug auf ein vorher definiertes Anforderungsprofil beurteilt wird. Genau dies macht auch ein, hoffentlich, strukturiert durchgeführtes Interview (z.B. in der Form des Multi-Modalen Interviews nach Schuler) oder ein Online-Test (siehe www.digitalassessment.de ab Mitte Mai 2023).

Diese Instrumente messen die Ausprägung (Wert, Score, Value) anforderungsrelevanter psychologischer Merkmale auf einer bestimmten Skala anhand von bestimmten Fragen und Aufgaben, die sorgfältig vorab entwickelt und deren Qualität anhand von Kennwerten (z.B. Test-Item-Korrelation, Trennschärfe) geprüft wurden.

Genauso wie das abschließende Instrument, sei es ein Eignungsinterview oder ein psychologisches Testverfahren, das nunmehr fast immer digital durchgeführt wird. Ohne eine solche Qualitätsprüfung anhand der Hauptgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität sollte kein Interview oder Test die HR-Abteilung oder die Entwicklerwerkstatt verlassen.

Auch für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Human Resource Management und hier vor allem der Eignungsdiagnostik gelten die gleichen Anforderungen der DIN 33430 und der Beurteilung psychologischer Verfahren, wie Markus Langer von der Uni Marburg in seinem interessantem Online-Vortrag beim Forum Assessment e.V. ausführte. Auch Martin Kersting, ein ausgewiesener HR- und Diagnostik-Experte, erklärte kürzlich bei MWonline, was beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Auswahl und Entwicklung von Mitarbeitern und Führungskräften zu beachten ist (siehe auch das Interview mit ihm hier.)

Doch zurück zum Artikel und der Forschung am Lehrstuhl für Digitales Management & Digital Work der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der Heinrich-Heine-Düsseldorf, an der ich vor langer Zeit nach einer Bankausbildung mein Studium der Psychologie begann, und wo ich vier Semester lang studierte (bevor ich nach Bonn für mein Hauptstudium ging).

Wie Marius Wehner, Professor für Betriebswirtschaftslehre, richtig sagt, nutzen mehr und mehr Personalabteilungen Künstliche Intelligenz und neue Software eröffne ihnen die Möglichkeit, Personalprozesse effizienter zu gestalten. Dies ist auch meine Erfahrung und angespornt von der ChatGPT-Welle seit Anfang des Jahres wächst deren Zahl. Wenn gleich es hier Herausforderungen u.a. mit dem Datenschutz gibt – wie auch bei den anderen und bisher genutzten Beurteilungsinstrumenten und allen anderen Verfahren, die personenbezogene Daten erheben und verarbeiten.

Der Artikel von Ute Rasch in der Rheinischen Post fokussiert sich auf Forschung von Marius Wehner und Alina Köchling zu den Gefühlen von Bewerbern bei der Eignungsbeurteilung und der Akzeptanz des Auswahlverfahren (ebenfalls keine neuen Themen in der Eignungsbeurteilung, siehe z.B. die Arbeiten von Heinz Schuler (Soziale Validität, 1985; 1990), Martin Kersting sowie die Überblickarbeit von Stephan Weinert von 2015, damals noch an der Uni Düsseldorf!).

Doch es ist immer toll, wenn wir zu einem relativ neuen Thema wie Künstliche Intelligenz im Human Resource Management mehr wissen durch empirische Arbeiten – besonders zu psychologischen Merkmalen wie Gefühlen oder der Akzeptanz von Auswahlverfahren.

Wer sich also für Künstliche Intelligenz im Human Resource Management interessiert, dem empfehle ich die Lektüre des Artikels sowie der darin beschriebenen Forschungsarbeit.

Zumal diese zugrunde liegende kumulative Doktorarbeit (bestehend aus mehreren Forschungsartikeln) von Alina Köchling »Five Essays on Algorithmic Decision-Making and AI in HRM: Fairness, Discrimination and Employee and Applicant Reactions« am 19. April 2023 laut dieser Meldung der Uni Düsseldorf als »Beste Dissertation des Jahres 2022 der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät« durch die Kreissparkasse Düsseldorf ausgezeichnet wurde.

Dr. Alina Köchling arbeitet heute bei der Deloitte Consulting GmbH in Düsseldorf. Eine Liste mit ihren akademischen Publikationen, aus denen ihre Dissertation besteht, findet sich hier.

Ihre dort als Erstautorin ausgewiesenen Forschungsartikel der Dissertation von Köchling haben folgende Titel:

  • Can I show my skills? Affective Responses to Artificial Intelligence in the Recruitment Process
  • Highly Accurate, But Still Discriminatory: A Fairness Evaluation of Algorithmic Video Analysis in the Recruitment Context
  • Discriminated by an algorithm: a systematic review of discrimination and fairness by algorithmic decision-making in the context of HR recruitment and HR development
  • Fluch oder Segen? Big Data und Learning Analytics im Lernkontext

Wie die News des »Chair of Business Administration, esp. Digital Management and Digital Work« vom 11. Januar 2023 zeigen, gibt es eine neue Publikation zum Thema von Köchling & Wehner im International Journal of Selection and Assessment mit dem Titel »Better explaining the benefits why AI? Analyzing the impact of explaining the benefits of AI-supported selection on applicant responses«. Der Artikel können Sie hier lesen

Fazit

Künstliche Intelligenz, genauer: Data Science, Maschinelles Lernen und Deep Learning, sind nicht nur in der Gesellschaft und seit langem auch im Business angekommen (siehe z.B. E-Commerce), sondern erfassen seit einigen Jahren auch das Human Resources Management. Wegbereiter waren dort die zunehmende Datenerhebung, -auswertung und -nutzung im Personalcontrolling sowie angewandte Analysemethoden wie HR-Analytics, Workforce Management und People Analytics.

Bei Beachtung der Risiken bietet die richtige Nutzung moderner digitaler Verfahren für Unternehmen und Mitarbeiter deutlich mehr Vorteile: sie erhöht die Qualität, reduziert Arbeitszeit und spart Geld.

Oder was meinen Sie?

Herzliche Grüße, Stefan Klemens

Hinweis:

Schorberg Analytic fokussiert sich neben People Analytics zunehmend auch auf Künstlicher Intelligenz im Human Resources Management (HR Data Science). Sie möchten über aktuelle Publikationen und News hierzu informiert bleiben? Oder sich mit Stefan Klemens darüber austauschen, z.B. durch ein Online-Meeting? Dann kontaktieren Sie mich einfach: Ich freue mich auf Sie!

Foto: Stef13 / Midjourney

Quellen:

Deutsches Institut für Normung e.V. (2016). DIN 33430:2016-07. Anforderungen an berufsbezogene Eignungsdiagnostik. Berlin: Beuth.
https://www.beuth.de/de/norm/din-33430/254909784

Langer, M. (2023). Künstliche Intelligenz für Alle(s)? Wie Algorithmen die Eignungsdiagnostik verändern. Online-Vortrag am 23. März 2023 beim Forum Assessment e.V.
https://www.forum-assessment.de/events/werkstatt-berichte/kuenstliche-intelligenz

Rasch, U. (2023). Wenn Algorithmen über Jobs entscheiden. Rheinische Post, 01.05.2023, C4 Düsseldorfer Wirtschaft.
https://www.genios.de/presse-archiv/artikel/RP/20230501/wenn-algorithmen-ueber-jobs-entsche/164850919.html

Weinert, S. (2015). Verbreitung und Akzeptanz eignungsdiagnostischer Verfahren. In: Weinert, S., Stulle, K. (eds) Executive Assessment. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007
https://www.researchgate.net/publication/299951957_Verbreitung_und_Akzeptanz_eignungsdiagnostischer_Verfahren